Auch wenn wir oft Traditionen hinterfragen, diese Tradition gilt es meiner Meinung nach aufrechtzuerhalten. Am 5. Mai gedenken viele hunderte Menschen aus aller Welt der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen in Oberösterreich. Vor 79 Jahren hat die Armee der Alliierten das KZ erobert und die Insassen vor ihrem sicheren Tod bewahrt. Es muss sich ein wahres Bild des Schreckens gewesen sein, als die Soldaten dort angelangten und die Gefangenen das erste Mal erblicken. Männer, Frauen und Kinder wurden in diesem und den umliegenden Lagern zu harter Arbeit gezwungen, unmenschlicher Behandlung ausgesetzt und systematisch getötet bis zur Befreiung am 5. Mai 1945.
Dieser Tag liegt nun schon fast 80 Jahre zurück, doch gilt es auch heute noch immer, dass wir diese Schreckenstaten nicht vergessen und das Andenken an die Verstorbenen lebendig halten. Am Gedenktag reisen Gruppen aus aller Welt nach Oberösterreich. Seien es Angehörige von Überlebenden oder Verstorbenen, Vertreter*innen von verschiedenen zumeist europäischen Regierungen und Militärs oder andere zivilgesellschaftliche Organisationen, sie alle versammeln sich im gemeinsamen Gedenken an das Ende des Schreckens.
Foto: Samuel Haijes
Auch ich durfte die Jungschar Wien vertreten und gemeinsam mit den Vertreter*innen der Jungschar Oberösterreich, der Katholischen Jugend Österreich und Oberösterreich an den Feierlichkeiten teilnehmen. Zuerst haben wir gemeinsam mit anderen Jugendorganisationen eine eigene Kundgebung am Fuße des Steinbruchs besucht, bei der es eine Rede von einem Vertreter der Gewerkschaftsjugend gehalten wurde. Darin wurde die Wichtigkeit der Arbeit von Kinder- und Jugendorganisationen angesprochen. Nur durch das aktive Erinnern und unseren Einsatz für Menschenrechte und Demokratie können wir die Zeichen der Zeit lesen lernen und einen aufstrebenden Faschismus und eine Wiederholung der Gräueltaten der Vergangenheit verhindern. Dazu braucht es jede einzelne Organisation und jedes einzelne Mitglied – durch Bildung, durch Gespräche und durch aktive Zivilcourage.
Foto: Samuel Haijes
Anschließend sind wir gemeinsam die sogenannte „Todesstiege“ zum Kinderdenkmal hinaufgestiegen. Dort hat ein Mitglied der Bundesjugendvertretung in seiner Rede das Schicksal der vielen Kinder angesprochen, die in den Konzentrationslagern umgekommen sind. In dem Denkmal werden künstlerisch die verlorene Kindheit, der Raub der Zukunft und der Schmerz und Tod deportierten Kinder angesprochen durch verschiedene Symbole, wie etwa eine metallene Schaukel oder eine Metallrutsche. Die Schicksale dieser Kinder sind nicht mehr umkehrbar, doch ist es unsere Aufgabe, dass Kinder und Jugendliche niemals wieder eine solche Zeit durchleben müssen.
Foto: Samuel Haijes
Anschließend reihten wir uns in den Festzug in Richtung des Hauptplatzes des Konzentrationslagers ein, wo das Denkmal, ein steinerner Sarkophag, bereits mit Blumen überhäuft war. Im Zuge des Gedenktages versammeln sich hier viele hochrangige Politiker*innen, Vertreter*innen aus allen Ländern und Organisationen, die hier gemeinsam ihren Respekt zollen wollen. Obwohl der Festakt von Musik und Moderation begleitet wird, ist es immer noch ein beklemmendes Gefühl, die gleichen Wege entlang zuschreiten, wie die Menschen vor fast 80 Jahren.
Es ist eine schwere, aber wichtige Tradition, diesen geschichtsträchtigen Ort zu besuchen und an die Zukunft zu denken.
Bild: Jugendgedenkzug auf den „Appellplatz“
Foto: Samuel Haijes
Josef Zechmeister
Ehrenamtlicher Vorsitzender Jungschar Wien
PS: Wenn du noch mehr Informationen zu dem Konzentrationslager Mauthausen oder dessen Befreiung vor 79 Jahren erhalten möchtest, empfehle ich dir die Website des Mauthausen Memorial oder die offizielle Website des Mauthausenkomitee Österreich.