Eindrücke vom Projektpartner*innen-Besuch 2025

Am 18. November zeigte sich seit Tagen wieder einmal die Sonne über den Dächern Hietzings, als ich freudig aufgeregt auf das Kardinal-König-Haus zusteuerte, wo ich endlich die Projektpartner*innen aus Tansania persönlich kennenlernen durfte. Bevor ich das Haus betreten konnte, kam mir schon Timothy entgegen auf der Suche nach der Sonne. Das Staunen – und Erschrecken – darüber, dass sie bei uns um die Jahreszeit so niedrig und kurz am Himmel steht, begleitete uns noch länger auf unseren gemeinsamen Wegen in die Pfarren, Schulen und auch zu organisierten Bäuer*innen auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien.

Es war mir eine große Freude und Ehre, Timothy und Stella vom Pastoral Women’s Council (PWC), zu Workshops in Schulen und Pfarren auf dem Gebiet der Erzdiözese Wien begleiten zu dürfen. Die sympathischen, weisen und charismatischen Massai haben es von Anhieb an verstanden, mit den Sternsinger*innen und Schüler*innen in Dialog zu treten. Sie vermochten bei den Kindern Empathie und Verständnis für die Arbeit ihrer Organisation zu schaffen. Dies zeigte sich etwa in den vielen intelligenten und tiefsinnigen Fragen, mit denen sie die Projektpartner*innen überhäuften – und von denen jede einzelne beantwortetet wurde. Die massive Diskriminierung, die Massai-Mädchen und -Frauen widerfährt, hat die großteils weiblichen Sternsinger*innen sehr betroffen gemacht. Als Timothy, die traditionelle Rollenverteilung von Buben und Mädchen erklärte, fragte ihn etwa ein Mädchen der Jungschargruppe Münichsthal, ob sie denn auch die Arbeit der Buben machen dürfe, also auf die Tiere aufpassen, da sie das lieber machen würde. „Ja, das kannst du schon“, meinte Timothy, „aber erst nachdem du vorher alle Aufgaben der Mädchen erledigt hast.“ Bei der langen Liste der Haushaltstätigkeiten, die traditionellerweise der weiblichen Rolle zugeschrieben wird (melken, Wasser und Brennholz holen, kochen, waschen, putzen, etc.), bleibt diese Möglichkeit aber eher theoretischer Natur.

Genau diese massive Ungleichheit hat mutige Massai-Frauen dazu geführt, eine Organisation zu gründen, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt. Dies tut sie beispielsweise, indem sie Stipendien für den Schulbesuch vergibt und Spargruppen gründet, die Frauen wirtschaftliche Unabhängigkeit ermöglicht. Die Erleichterung des Alltags, etwa durch den Bau von Brunnen und von Sparöfen, spart den Frauen Zeit, die sie statt für Holz und Wasser holen, in politische Selbstorganisation investieren können. 

Der tiefe Dialog und die empathische Beziehung, die Stella und Timothy zu den Kindern aufbauen konnten, zeugt vom Geist des Sternsingens, der den Funken zwischen Menschen entfacht. Die Projektpartner*innen waren erstaunt und begeistert, als sie erfuhren, dass es Kinder und Jugendlichen sind, die die Spenden sammeln, mit denen ihre Arbeit unterstützt wird. Auch wenn der finanzielle Beitrag der Dreikönigsaktion sehr gering ist im Vergleich zum Gesamt-Budget des PWC, betonte Timothy den großen Wert der DKA auf menschlicher Ebene. Dieser zeigte sich schon allein in der Tatsache ihrer Einladung nach Österreich, die sie von anderen Organisationen im Laufe ihres 27-jährigen Bestehens nicht erfahren haben.  Die DKA konzentriert sich eben nicht nur auf das Sammeln von Spenden, sondern betreibt auch Bewusstseinsbildung, unter Einbeziehung der Akteur*innen vor Ort.

Die Workshops mit den Sternsinger*innen gaben ihnen mehr Energie, als sie ihnen kostete, betonten Stella und Timothy stets, als ich besorgt nachfragte, ob wir ihnen mit dem dichten Programm nicht zu viel abverlangten. Und ich hatte keinen Zweifel an ihren Worten, weil ich Zeugin und Profiteurin dieser Energie sein durfte, die uns Motivation und Hoffnung gibt, dass wir mit vereinten Kräften die Welt zu einer gerechteren verändern können.  

Wir danken euch in diesem Sinne gemeinsam mit den Projektpartner*innen von PWC für euer Interesse und euer Engagement und wünschen euch viel Spaß und Erfolg beim Sternsingen!

Weitere Infos zum Pastoral Women’s Council findest du hier … und den Beitrag des ORF kannst du hier anschauen …

Katrin Aiterwegmair

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