Wie jedes Jahr durften wir hier in der Erzdiözese Wien wieder Besuch von unseren Projektpartner*innen aus dem globalen Süden empfangen. Sanjeev und Premeeka haben die weite Reise aus Nepal auf sich genommen, um uns etwas über ihre Organisation, Yuwalaya, zu erzählen. Ich durfte dieses Jahr das erste Mal die Betreuung unserer Gäste übernehmen und muss zugeben, dass die Beiden einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben
Vielleicht fragt sich die*der eine oder andere, was die Beiden denn grundsätzlich hier bei uns gemacht haben. Wie vorhin erwähnt, sind Premeeka und Sanjeev von einer DKA finanzierten Organisation namens Yuwalaya, die sich vor allem für Kinderrechte, Frauenrecht und Umweltschutz in Nepal einsetzt. Um die eben erwähnten Themen in die Welt hinauszubringen, nutzen sie eine Methode die uns nicht fremd ist! In sogenannten Childclubs, ähnlich wie Jungschargruppen bei uns, lernen die Kinder nicht nur etwas über ihre Rechte, sondern auch wie man dafür einstehen kann. Ein Beispiel dafür wäre eine Aktion bei der Kinder Plakate zu Kinderrechten gestalteten und diese dann in ihrer Schule aufhängen, um junge Menschen darüber aufzuklären, was ihre Rechte sind. Zu Besuch in Pfarren und Volksschulen haben sie von Nepal, der Lage in ihrem Land und von ihren Projekten erzählt.
Auf den Reisen zu den vielen Terminen haben wir über Gott und die Welt gesprochen wie zum Beispiel der Unterschied zwischen Stadt und Land, wie das Mülltrennungssystem in Wien funktioniert, dass sich Menschen in Österreich tatsächlich an Verkehrsregeln halten und warum wir jetzt eigentlich nicht mehr mit der U1 fahren können (zu dem Zeitpunkt ihres Besuches gab es hier nämlich eine Störung der Linie). Das Gespräch, das mir aber am längsten im Kopf geblieben ist, hat folgendermaßen begonnen: „Wir sind selbst schuld an unseren Problemen in Nepal.“, sagte Sanjeev zu mir auf der Heimreise nach einem langen Abend. Ich konnte es kaum glauben, dass jemand, der so viel gibt und tut, wirklich glaubt, dass er für das Schlechte, was ihn umgibt, verantwortlich sein könnte. Wenn ich an Österreich denke und die Dinge, die in unserem Land besonders gut Laufen, würde ich mich auch nicht dafür verantwortlich machen, dass wir eines der reichsten Länder der Welt sind. Bei diesem Gedanken kommt mir immer wieder eine Passage des Ärztesongs „Deine Schuld“ in den Kopf. „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.“ Ich bin der Überzeugung, dass Premeeka und Sanjeev mit dem, was sie tun, nicht daran Schuld sind, dass die Welt ist, wie sie ist, sondern dafür sorgen, dass die Welt sich ändern kann und ein besserer Ort wird. Schweren Herzens musste ich meine nepalesischen Freund*innen nach einer Woche verabschieden, damit sie auch in anderen Diözesen von ihrer Organisation und Arbeit erzählen können. Ich freue mich, dass ich diese Menschen kennenlernen durfte und nächstes Jahr wieder Projektpartner*innen bei uns begleiten darf.
-Jakob Riedl, Bildungsreferent der Jungschar Wien