Lange musstet ihr warten, aber jetzt schreiben wir euch endlich den zweiten Teil unseres großen Abenteuers.
Wir haben euch das letzte Mal noch von unserer Reise in den Westen Nepals erzählt, wo wir viele landwirtschaftliche Projekte besucht haben. Dort haben wir unsere Projektpartner*innen von Li-Bird kennengelernt, die sich sehr viel mit Agrarökologie und nachhaltiger Landwirtschaft auseinandersetzen. Sie unterstützen viele lokale Grassroot-Gruppen dabei, sich unabhängig von chemischen Düngern zu machen und gegen die Folgen des immer schlimmer werdenden Klimawandel zu wappnen. Wir durften in dieser sehr armen Region einige Communitiys kennenlernen, die sich in Gruppen organisiert, selbst unterstützen und gemeinsam für eine nachhaltigere Zukunft am Land kämpfen. Eine wichtige Maßnahme dafür, ist auch der Erhalt von altem Saatgut, da die regionalen Pflanzen viel resistenter gegen die Auswirkungen von Dürre und anderen Katastrophen sind. Die Community Seed Banks sind wahre Schätze an Geschichte, Kultur und Einzigartigkeiten der Regionen.
In unserer zweiten großen Stadt, Pokhara, haben wir wieder mehrere Tage am Stück verbracht. Diese Stadt ist besonders beliebt bei Trackingtourist*innen, die von hier aus ins Himalayagebirge starten. Das spiegelt sich auch sehr im Stadtbild wider, da viele touristische Geschäfte und Lokale in den Straßen zu finden sind. Aber nicht nur Gäste aus der ganzen Welt kommen hierher. Auch viele Menschen aus ländlichen Gebieten Nepals suchen ihr Glück in der Stadt, da sie zu Hause meist keine Zukunftsperspektive sehen. Dadurch machen sie sich leider auch sehr angreifbar für Menschenhandel und Ausbeutung.
Unsere Partnerorganisation Opportunity Village Nepal (OVN) hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau diesen in Not geratenen Menschen, vor allem Frauen, zu helfen. Sie setzen sich gegen den organisierten Menschenhandel ein und versuchen Mädchen und jungen Frauen eine Perspektive zu bieten außerhalb der ausbeuterischen Bedingungen, denen sie hier auf dem „Arbeitsmarkt“ begegnen. Auch hier arbeiten viele junge Mädchen schon im informellen Erwachsenenentertainment, in dem sie ausgebeutet und auch oft zu sexuellen Handlungen gedrängt werden. Eine der wichtigsten Maßnahmen dabei ist das Angebot von Berufsausbildungen und Trainings für Betroffene Frauen, die ihnen eine neue Perspektive schenken. Doch auch darüber hinaus werden die Frauen im Anschluss beim Aufbau eines kleinen Business unterstützt, sodass sie zum Beispiel als Schneiderinnen selbstständig werden oder ein Geschäft aufbauen, in dem sie selbstproduzierte Seifen verkaufen.
Nach ein paar Tagen haben wir uns wieder auf den Weg nach Kathmandu gemacht. Unsere Busreise nahm den ganzen Tag ein, da die Infrastruktur zwischen den großen Städten quasi nicht vorhanden ist und es nur wenige asphaltierten Straße gibt. Zurück in der Hauptstadt haben wir uns wieder sehr auf unsere Unterkunft im SWI gefreut, da wir dieses Haus und die Angestellten schon sehr lieb gewonnen haben.
In den letzten Tagen unserer Lernreise haben wir noch einmal die Projektpartner*innen von Yuwalaya getroffen und mit ihnen den kommenden Projektpartner*innenbesuch im November in Österreich besprochen haben. Wir freuen uns schon sehr, sie euch vorzustellen. 😊
Kurz vor unserer Abreise hatten wir am Vortag noch einen sehr spannenden Workshoptag mit drei Organisationen, die wir bis jetzt noch gar nicht getroffen hatten. Die „Care und Developement Organisation“ (CDO) arbeitet mit Familien von Ziegelarbeiter*innen und hat dort bereits eine Kindertagesstätte aufgebaut, unterstützt Kinder bei der Schulbildung und die Familien im Alltag. Advocacy Forum Nepal hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Situation den Kindern und Jugendlichen, die im Gefängnis gelandet sind. Die Situationen, die uns die beiden Anwälte beschrieben haben, zeichnen ein wirklich schlimmes Bild und sie berichten auch, dass sie die erste Organisation sind, die diese Missstände wirklich anspricht und den „vergessenen“ Jugendlichen hilft bei ihren Verfahren.
NMBS ist zwar streng genommen nicht unsere Organisation, aber da sie von der kfb finanziert wird, hat es uns trotzdem gefreut die drei Damen beim Workshopnachmittag kennenzulernen. Diese Organisation setzt sich für Frauenrechte ein und macht viele Trainings mit Frauengruppen zum Thema „mental health“ und bildet Trainer*innen zu Multiplikator*innen aus. Gestartet haben sie mit einem Frauenhaus und seither versuchen sie durch Workshops und Bewusstseinsbildung den Klient*innen aus ihren Situationen zu helfen.
Nach 19 Tagen voller Vorträgen, Workshops, Begegnungen, Fieldtrips, ruckeligen Busreisen, viel Reis und ganz viel Gastfreundschaft haben wir uns dann schlussendlich wieder auf den Weg nach Österreich gemacht. Ein herzlicher Abschied, lange auf Flughäfen warten und eine gefühlte Ewigkeit später sind wir dann wieder in Wien gelandet am 26. April. Erschöpft und glücklich sind wir wieder nach Hause gekommen, dankbar, dass wir diese Reise erleben durften. Ihr werdet wahrscheinlich beim nächsten Sternsingen wieder von uns hören, wenn wir wieder von unseren Erfahrungen in Nepal erzählen werden.
Bis dahin bedanken wir uns bei euch und wünschen euch einmal einen schönen Sommer!
Namaste, Big Joe and Little Vlins
Und nun noch ein paar Eindrücke von unserer Reise